Bei Muscheln von „jagen“ zu sprechen, lässt zunächst sicher erst einmal ein mitleidiges Lächeln entstehen, doch wer schon einmal Sandklaffmuscheln gesucht hat, wird diesen Begriff nicht ganz falsch finden.
Die Stunde des Jägers kommt, wenn der Koeffizient große Tiden ankündigt. Denn dort, wo nicht bei jeder Ebbe das Land zu betreten ist, liegt die Heimat der Sandklaffmuscheln. Ausgerüstet mit Eimern und etwas Trinkbarem machten wir uns auf den Weg. Die Muscheln leben bis zu ca. 30 cm unter dem Meeresgrund und sind über einen entsprechend langen Schlauch mit dem Meeresboden „verbunden“. Über diesen Schlauch wird Seewasser eingesaugt und die Nährstoffe aufgenommen. Tritt man nun feste auf den Boden (böse Zungen behaupten dies sei die Grundlage aller Bretonischen Tänze) und die Muschel spürt den Druck, zieht sie den Schlauch ein. Ein Wasserspritzer und ein anschließendes Loch im Boden ist dann sichtbar.
Jetzt ist Arbeit für den Sammler angesagt. Schnell muss um das Loch gegraben werden, denn die Muscheln haben die Fähigkeit sich tiefer oder aber auch zur Seite weiter einzugraben. Für den Jäger ist Vorsicht geboten, denn die senkrecht im Sand steckenden Muscheln können sehr scharf sein und unangenehme Schnittwunden verursachen.
Wir haben den Einsatz von schwerem Gerät (Grabegabeln o. ä.) zum ausgraben abgelehnt, die Muschel soll auch ihre Chance haben.
Hat man genug Muscheln "gefangen", werden diese für 24 Stunden in einem Eimer mit Meerwasser ruhen gelassen. Das Wasser sollte mehrfach gewechselt werden, damit es nicht zu warm wird. In dieser Ruhephase fahren die Muscheln ihren Schlauch wieder aus und spülen kräftig Wasser durch ihren Körper. Immer wieder sieht man, wie Spritzer 50 – 60 cm aus dem Eimer kommen.
Die Zubereitung der Muscheln ist denkbar einfach: sie werden gekocht. Um keine toten Tiere mit zu verwenden werden sie vor dem Kochen kurz an der seitlichen Muskulatur berührt. Dabei ziehen sie sich wieder etwas in Gehäuse zurück und ein Wasserstrahl wird abgegeben. Das ist das beste Zeichen, dass sie noch leben. Wenn das Wasser sprudelnd kocht, werden sie 3 – 5 Minuten ins Wasser gelegt. Anschließend werden sie geöffnet. Zur Verwendung und somit zum Verzehr kommt nur der Schalenmuskel und der Schlauchmuskel.
Während der Schalenmuskel einfach abgeschnitten werden kann, ist beim Schlauchmuskel etwas mehr Arbeit erforderlich.
Dem von der Muschel abgetrennten Stück wird auch am anderen Ende die Spitze abgeschnitten.
Danach muss eine mehr oder weniger transparente Haut vom Muskel entfernt werden.
Jetzt noch in dünne Streifen schneiden, fertig. Wer so ein Stück jetzt probiert, wird sicherlich Ähnlichkeit mit Tintenfischringen feststellen, allerdings ist das Muschelfleisch nicht so „gummiartig“.
Hier kann schon probiert werden...
Wir servieren die Ringe im Gemüseeintopf. Dazu wird Gemüse (in unserem Fall Möhren, weiße Rüben, Zucchini, Zwiebeln, Pilze) klein geschnitten und mit Knoblauch in Öl angebraten. Anschließend einen guten Schuss Weißwein mit dem Estragon in einen großen Topf geben und erhitzen, die angegarten Gemüsestücke hinzugeben, mit Salz, Pfeffer und „Herbes de Pécheur“ (getrocknete Algen) abschmecken, die Muschelringe hinzufügen und nochmals erwärmen.
Ganz besondere "Kräuter"...
Dazu gibt es noch einen frischen Salat, Baguette und Wein, bon appétit
Das ist doch mal ganz was anderes, als immer nur "Crepe"…