Der Allrounddilettant


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Zu Besuch...

...in den Niederlanden

Darf es etwas mehr sein?

 
Nimm 3 – zahl 2, ich leg nochmal ne Scheibe Wurst drauf… nur Samstag 20% (außer Tiernahrung). Wir alle mögen das gewisse Extra. Warum sollte da eine Gemeinde anders reagieren.
 
Vor geraumer Zeit (2014) haben wir ein verlängertes Wochenende auf der niederländischen Insel TEXEL verbracht. Mit viel Glück huschten wir soeben noch auf eine abfahrtbereite Fähre, und genauso schnell – ohne uns großartig um plakative Information zu kümmern – von der Fähre wieder runter und ab zum Hotel. Werbung eben… Das war unser erster Fehler, hätten wir uns mehr um diese Informationen gekümmert, hätten wir früher mitbekommen, dass es auf Texel eine etwas andere Parkordnung gibt.
So mussten wir dann erfahren, dass es nur wenige Parkplätze gibt, die nicht einer Parkzone zugeteilt sind. Die Kennzeichnungen waren bisweilen schon eigentümlich und z. T. nicht mehr als eine an den Baum gepinnte Fotokopie - aber ok, die Niederländer sind in manchen Dingen pragmatischer als wir.
 
Was uns allerdings nicht aufgefallen war, dass auch Parkplätze vor einem Lebensmittelgeschäft außerhalb der Geschäftsstraße gebührenpflichtig waren. Und so parkten wir zum Einkauf beruhigt neben den dort stehenden Winkelwagen und waren überrascht, den Einkauf mit einem Ticket in Höhe von knappen 60,- € bestätigt zu bekommen. Man hätte evtl. mehr Verständnis von unserer Seite erwarten können, wäre es nicht die absolute Vorsaison (Anfang März) gewesen und der mehrere Hundert Fahrzeuge fassende Parkplatz an der Kart-Bahn bis auf drei oder vier vor dem Geschäft parkende Wagen leer gewesen. Dass nun genau in den 8 Minuten, die wir zum Einkauf von ein paar Äpfeln gebraucht haben, der Kontrolleur vorbei kam ist „natürlich“ Zufall.

Gut, unser Fehler, aber was mit dem Ticket machen. Alle Informationen auf Texel gibt es eigentlich auch auf Deutsch, nur die Infos auf dem Ticket nicht. Beim VVV verwies man uns dann ans Gemeindehaus ein paar Straßen weiter. Man glaubt es kaum, ein großer Parkplatz davor und… natürlich gebührenpflichtig. Ich habe unser Knöllchen dann bezahlt und mich gefragt, warum nicht gleich mit dem Verkauf des Fährtickets eine Parkgebühr erhoben wird. Dies würde jeglichen Frust auf der Insel vermeiden und auch noch die Kontrolleure einsparen.
Aber dann ginge dem Kämmerer vermutlich öfters das „gewisse Extra“ durch die Lappen. Und das mögen wir ja nun alle.
 
Zur Ehrenrettung von Texel muss man sagen, dass sich dieses "Parkgebühren abkassieren" rund ums Jahr bei vielen Gemeinden eingenistet hat. Gab es früher in der Vorsaison noch kostenfreie Plätze, so ist dieser soziale Gedanke inzwischen großflächig unterdrückt worden. In Egmond ist inzwischen nahezu jeder PP – sei er auch noch so weit vom Meer entfernt – abschöpfungswürdig. Scheinbar möchte man selbst in der Nicht- oder Nebensaison keine Gäste mehr besonders animieren dort zu verweilen.
 
Besonders „intelligent“ zeigte sich die Gemeinde Hoorn am Ijssel-Meer (Stand 2015).

Hoorn ist eine kleine geschichtsträchtige Ortschaft in der Nähe von Amsterdam. Als das Ijsselmeer noch offen war und die Kolonien der Ostindien-Kompanie noch kräftige Erträge brachten, fuhren viele Kapitäne aus Hoorn in die Welt und schufen sich am unteren Ende ein „Denkmal“ für die Heimat, das Kap Hoorn. Heute sind die Kolonien und die Kompanie Geschichte (sie ist an ihrem eigenen Größenwahn eingegangen) und die Erträge müssen aus anderen Quellen geschöpft werden. Was bietet sich da besser an als die motorisierten Besucher des Ortes.

Es gab bei unserem Besuch (auch in einem Frühjahr) genug Parkplätze. Die gebührenfreie Zeit beginnt abends um 18:00 und endet morgens um 9:00. Offensichtlich ist man nicht bestrebt Gäste über Tag im Ort zu halten. Selbst wenn man bezahlen möchte (!) war es bei unserem Besuch nicht möglich, denn die Parkschein-Automaten akzeptierten nur niederländische Bankkarten – kein EC, kein Bargeld. Das ist ja mal richtig besucherfreundlich!
 
Aber es gibt ja nicht nur Tagesgäste, sondern auch Besucher, die ein paar Tage bleiben wollen. Aber auch für diese gibt es kein Erbarmen. Da helfen dann auch die gut gemeinten Begrüßungen „ Haben Sie an Ihr Fahrzeug gedacht?“ am Frühstücksbuffet nichts. Als Touri kann man ohne fremde Hilfe nicht parken.
(Kleiner Tipp am Rande: unter dem „Theater Het Park“ liegt eine Tiefgarage, die kann man mit Bargeld bezahlen. Wer über Nacht dort stehen bleiben möchte (die Garage ist abgeschlossen, bestimmt sicherer als ein Platz vor dem örtlichen CoffeeShop) kann ja mal nachrechnen, ob ein „verlorenes“ Ticket nicht evtl. preiswerter ist…).

 

Ich wünsche Hoorn nix böses, aber Geschichte (evtl. auch die der VOC) wiederholt sich manchmal.


Schöne neue Welt? Der digitale Campingplatz

Während der Pandemie wurde "unser" Campingplatz in Oostkapelle gründlich umgebaut. In diesem Teil erinnert nur noch wenig an den Park, der uns über Jahre hinweg beheimatet hat. Die neue Aufteilung ist für WOMOs sicher geeigneter. Dafür fehlt die Abgeschiedenheit der alten "Inseln" mit der damit verbundenen Sicherheit für die Kleinen.
Auch wenn die Vegetation noch etwas sprießen muss sind die Plätze um Klassen schöner als die des Mitbewerbers Westhoove (mit der Anmutung einer Legebatterie), vom CP in Domburg ganz zu schweigen (Stand 2021).
Und der neue Wasserspielplatz sucht überall seines Gleichen.

Aber wo Licht ist, ist auch Schatten. So ist das nun mal.
Die gemütliche Kneipe/Restaurant gibt es nicht mehr. Der Shop für die nötigsten Utensilien - gibt es nicht mehr. Jetzt ist alles 'hip' gestylt im verwaschenen Holzbalkengrau, shabby-chick? Gezahlt wird nur noch bargeldlos. Bei der Begleichung der 3-wöchigen Stellplatzmiete mag das ja in Ordnung sein, bei der Bezahlung von 2 Brötchen ist es albern. Diese können "natürlich" auch online bestellt und per QR-Code bezahlt werden. Ich will aber doch einfach nur ein paar Brötchen...
Es soll Leute geben, die haben mit so einem high-tech-Driss nix am Hut. Die Spülmaschine am Sani-Block (habe ich auch noch sonst nirgendwo gesehen) - zahlbar per Handy.


Apropos Sanitär...


Ist es die Schlussfolgerung aus dem ganzen m/w/D-Geschwurbel, dass es jetzt nur noch Unisex-Klos und -duschen gibt?
Noch nicht einmal m/w oderwasauchimmer abgeteilte Waschmöglichkeiten? Was soll das? Glaubt man, dass Frau/Mann oderwasauchimmer sich in einer Reihe von 5 Waschbecken zusammen "frei" machen? Oder wird morgendliche Wäsche überbewertet? Es soll ja noch Campingfreunde geben, die keine 6-Tonnen-Landjacht mit 2 Bädern spazierenfahren.

Das geht ja so wohl überhaupt nicht!


Und die Duschen? Nur weil es jetzt so schön und geschlechtsneutral ist, ist es nicht besser. Und das hat nichts mit den aktuellen Kriegswirren ect. zu tun, die Duschen sind sooo neu nicht.


Manuelle Wassereinstellung ist ja sowas von out. Ein Sensor erkennt jetzt den/die Duschwillige(n) und eröffnet die Wasserspiele. Allerdings eher im Tropfsteinmodus. WasserDRUCK ist abgeschaft. Die Temperaturen wechseln zwischen heiß und lau. Sofern man sich vom Sensor entfernt versiegt das Wasser. Hat sich alles eingepegelt ist man eigentlich mit dem Duschen fertig. Aber weil es gerade so schön ist, bleibt man noch einen Augenblick stehen...

Also nix Neues, gab es auch schon vor 40 Jahren. Nur damals war es ein Manko und nicht 'hip'.
Übrigens: ein satter Strahl spühlt mehr Seife ab, als so ein "Blumensprüher". Da dauert es spürbar länger. Wenn es ums Wassersparen geht ist die Rechnung imo offen.


Mich pers. hätte ja so im nachhinein mal interessiert, wie mit einem Kunden umgegangen würde, der seinen 3-wöchigen Aufenthalt in einem Ferienhaus bar bezahlen wollte. Auf der Webseite habe ich keinen Hinweis gefunden, dass dies nicht möglich ist, so wie es uns vermittelt wurde. Wäre das Geschäft geplatzt?
Evtl. findet sich ein Hinweis in den Allg. Geschäftsbedingungen. Aber - mal ehrlich - wer liest sich das vorher durch und wo finde ich sie online? Ich habe gesucht - aber auch nix gefunden.

Auf der Autobahn...

nein, nicht nachts um halb Eins.
Nö, mittags um 12.


Wer etwas älter ist wird sich bestimmt noch an dersten Ausflüge nach "Holland" erinnern mit den damals für uns unbekannten Geschwindigkeitsbeschränkungen von Tempo 100 und 120. Und der konsequenten Einhaltung dieser Beschränkungen durch die Niederländer. Wer damals überholte war - natürlich - ein Deutscher.
Eine Folge dieser Art des Fahrens war die für uns nicht einzuschätzende Art des Überholens, auch bei LKWs. Blinker an und raus auf die Überholspur, ohne erkennbare Rücksicht auf den dort herrschenden Verkehr. Auch wenn man nur 80 fuhr.

Die andere Folge waren Bußgelder, die einem Deutschen in dieser Höhe vorher so nicht geläufig waren. Aber wer nicht hören will...

Lange ist das her und irgendwann wurde es wohl auch den Niederländern zu doof und es wurden Strecken mit Tempo 130 erlaubt.

Bis zum März 2020. Dann war plötzlich der Spaß vorbei und es begann eine neue Zeitrechnung. Von 6:00 bis 19:00 gilt nun Tempo 100 auf der Autobahn, die restlichen Stunden des Tages darf gefahren werden, was alternativ angezeigt wird, also überweigend die alten Tempi.

Aber noch etwas anderes hattte an diesem Tag sich total geändert.
Mit einem Mal waren es die Niederländer, denen das Limit nicht gefiel und die nun überholten. Und nicht nur ein paar verschämte km/h, nee, richtig fix. Die Deutschen, die sich an das Limit halten, halten nun den Verkehr auf. Merkwürdig.
Falsches Parken auf leerem Grundstück kostet 60€ (siehe Texel), 20 km/h mehr als erlaubt mind. 165,-€, jedenfalls wenn man aus Deutschland kommt.  Und die Kollegen mit den gelben Nummernschilder tun so, als ob sie auf der deutschen Autobahn unterwegs sind. Die Belgier reihen sich da nahtlos ein und ein paar Germanen fühlen sich dann auch annimiert.
Aber man könnte fast glauben, dass hier mit zweierlei Maß kontrolliert/gerechnet wird. Wie gesagt, lediglich meine Beobachtung und keine Aufforderung da auch mitzumachen!


Offensichtlich scheint die Bevölkerung mit den Maßnahmen nicht so wirklich einverstanden zu sein, wie es früher einmal war. Das nennt sich wohl Opportunismus.


Warum dieser ganze Klamauk?
Die NL haben ein Stickstoff-Problem, das weniger aus dem Verkehr sondern aus der Landwirdschaft herrührt. Aber Kühen kann man nicht das Furzen verbieten, also müssen andere den Kopf hinhalten, um es auf einen kurzen Nenner zu bringen.
(Quelle.https://rp-online.de/leben/auto/news/tempolimit-niederlande-tagsueber-tempo-100-auf-autobahnen-klimaschutz_aid-47140921)


Ob es auch real hilft?
Bei unserem WOMO ist das so: einmal in Schwung sind die Unterschiede zwischen 100, 110 oder 120 marginal. Und schneller wird sowieso nicht gefahren. Viel negativer wirken sich topografische Gegebenheiten oder Ausbremsungen durch z. B. ausscherende LKWs aus. Dann wieder auf die Reisegeschwindigkeit kommen dauert und ""kostet"...



Begenungen der etwas anderen Art hatten wir auf den Radwegen. Man kennt es ja, in den NL ist der Radler der König. Auch in der realen Monarchie ist nicht mehr alle so es mal war, mit einem "normalen" Fahrrad auch nicht mehr.
Ohne Hilfsmotor ist man der letzte Lakai, oder anders ausgedrückt, man kann sehen wo man bleibt. Als Fußgänger ist die Befürchtung von einem Radler erfasst zu werden höher als beim Auto. Und als wäre das nicht schon blöd genug, muss man sich fragen ob Lastenfahrräder und neuerdings die bekloppten eChopper und deren Abarten mit Ballonreifen auch auf den Radweg müssen um dort Radler aus dem Weg zu hupen. Nee, radeln in NL ist auch nicht mehr das, was es mal war.




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