Der Allrounddilettant


ADV 350 - Im täglichen Gebrauch...

Erfahrungen mit der ADV

Ich komme gerade aus den Rollerfahrwochen dieses Jahres (auch Urlaub genannt) zurück. Eine Herrenwoche im Elsass und 2 Wochen mit der GöGa in der Bretagne. Zusammen knappe 1.500 Km – der weitaus größte Teil Solo im Elsass.


Kurz und knapp zusammen gefasst: alleine ein prima Fahrerlebnis auf den meisten Strecken im Elsass. Bergauf, bergab, Kehren und Schikanen, bei den dort gültigen Verkehrsregelungen alles kein Problem, besser als ich es mir mit einer 350ger vorgestellt hatte. Kurven und Serpentinen lassen sich gut anfahren, hier macht sich die Handlichkeit positiv bemerkbar. Die Beschleunigung ist - zuminddst für meine Ansprüche und den dort herrschenden Regeln - vollkommen ausreichend.


Natürlich gab es auch kleine Passagen, die etwas mehr Qualitäten in Sachen „Komfort“ benötig hätten.
Auf schlechten Wegstrecken gibt deutliche Einbußen, was der Namensgebung "Adventure" nun gar nicht entspricht.

Anders sah es mit der Göga aus. Zweipersonenbetrieb ist nun wirklich nicht die Kernkompetenz der ADV. Und das liegt hauptsächlich am dann nicht mehr vorhandenen Fahrwerk. Hier tun andere Dämpfungselemente dringendst NOT.

(Bevor jetzt irgendwelche Vermutungen Platz greifen: nein, die Göga ist kein Schwerlast-Modell.)

Die Sitzpositionen an sich sind für uns ok, der „Bürzel“ in der Sitzbankmitte ist als Rückenstütze sehr gut, für die Sozia als quasi "Auflaufbremse" ebenso. Nach geraumer Zeit sagt mein Popo: die Bank ist hart. Allerdings nicht so laut, dass man nun zwingend einen Eingriff tätigen müsste.

Die Bremswirkung Solo ist gut, Manchmal scheint es, dass das ABS zu schnattern beginnt. Das muss man nochmals evaluieren. Zu Zweit muss man merklich kräftiger in die Hebel greifen.

Der Serienstauraum unter der Sitzbank ist für Solo-Betrieb ausreichend, darüber hinaus… siehe unten.


Verbrauch (über 1500km, 1/3 zu Zweit, 2/3 Solo) mit durchschnittlich 3,5 / 3,6 l/100 km – nunja - ok, es gibt auch größere/schwerere Fahrzeuge, die mit vergleichbarem Verbrauch unterwegs sind.


Soweit die grobe Beschreibung. Im Detail:


Fahrwerk: es gibt keinerlei Einstellmöglichkeiten der Federung. Im Solobetrieb wirkt das Fahrwerk auf nicht ganz neuen Straßen hart, fast zusportlich. Auf schlechten Straßen klappert es an allen Enden, die Scheibenhalterung scheint an ihren Grenzen zu sein, die Auspuffgeräusche suggerieren lose Schrauben innerhalb. Mit Sozia hebt diese bei simplem Schlagloch von der Sitzbank ab. Ist die Bank jetzt doch zu hart? Alle Fahrten wurden auf öffentlichen und asphaltierten Strassen durchgeführt.


Durch das Gewicht einer 2. Person auf dem Heck folgt, dass beim Soziusbetrieb die Lichteinstellung des Hauptscheinwerfers nicht mehr stimmt und für erhebliche Blendung des Gegenverkehrs sorgt. Hier senkt sich die Fuhre doch merklich. In Kurven möchte das Heck anders als der Lenker. In der Dunkelheit liegt die Oberkantes des Lichtkegels oberhalb der franz. Ortseingangsschilder. 
PKW-Fahrer zeigten sich schwer „begeistert“.
 
Wind- und Wetterschutz: Die 1000 km der Einfahrzeit habe ich in den Monaten Jan-März durchgeführt. Wir hatten in diesem Jahr in dieser Zeit durchschnittliche Temperaturen von rund 10°. Weder Scheibe noch Karosse oder Handschützer konnten über 10 Min hinaus die Winde & Temperaturen spürbar fernhalten. Scheibe und Handschützer sind zu klein, der Beinschutz durch die Tallierung der Front seiner Schutzfunktion beraubt. Die Knie stehen im Wind, drückt man sie zusammen (was nicht lange möglich ist) bekommt man die Kälte ungezügelt auf die Oberschenkel. Die vielen Winddurchlässe der Front (wofür sind die eigentlich nötig?) tun ihr übriges. Sorry, aber das macht die simpelste Vespa besser!

 
Der Stauraum unter der Sitzbank reicht locker für 10 Baguettes – aber nicht für 2 Integralhelme. Die lästigen Haken des „Handbuchhalters“ habe ich entfernt, was aber beim Helmproblem auch nicht hilft. Die oft genannten Sicherheitsfeatures enden da, wo wieder eine zweite Person ins Spiel kommt. Um ein Topcase kommt man nicht herum.
 
Die Rückspiegel sind entweder unglücklich platziert oder von der seitlichen Auslage zu klein. Rund 1/3 der Spiegelfläche nimmt – bei Benutzung einer Motorradjacke – die Ansicht des Oberarms ein. Hier helfen sg. Rückspiegelverlängerungen. Kosten, die sich durch ein paar cm mehr Spiegelarm hätten vermeiden lassen. Mit den Spiegelauslegern ist die Sicht einwandfrei.








Gleichfalls eine „nice to have“ (für mich eigentlich noch wichtiger als Heizgriffe) wäre ein Tempomat. 50km auf der Autobahn bei Tempo 100, ohne dass mal die Linke Hand bewegt werden kann, das macht nicht nur Spaß. Vom nervigen Konstantknöttern des Auspuffs mal ganz abgesehen…


Und dann ist aufgefallen, dass beim Abschalten des Rollers mittels des Seitenständers die eingeschaltete Zündung im Sonnenschein nicht erkennbar bleibt. Das bedeutet, dass weiterhin Strom „verbraucht“ wird und nach zwei Tagen unbemerkt die Batterie leer ist.

Klar, mein Fehler, aber unnötig dumm gelaufen.

Schön wäre jetzt ein Zeitschalter, der nach xy Minuten oder abhängig von der Batteriespannung das elektrische AUS einschaltet...
 

Jetzt muss die Sitzbank geöffnet werden. Gut, wenn der Notschlüssel in der Nähe ist


Und Starthilfe aus einem Ducato-Mobil an eine ADV zu geben… das muss man auch mal gemacht haben. ADV-Batterie am untersten Ende des Gepäckfachs, sowieso schon nur schwer zu erreichen, Ducato-Batterie in der Mitte des Fahrerhauses ebenfalls. Roller rangieren nicht möglich, da Lenkradschloss ohne Strom blockiert ist.
Mit nur 2 Händen ist das nahezu unmöglich. Die Zangen der Überbrückungskabel halten nicht wirklich an der ADV-Batterie… und der Weg ins Innere eines Ducatos ist – relativ – weit für Überbrückungskabel. Bei hatte es dann auch noch angefangen zu regnen, quasi Wasserkühlung fürs Gemüt.

 

Eigentlich der einzige Punkt (vom Ölmessstab abgesehen) der für den Nutzer im Bereich „Service“ am Roller interessant ist, ist die Batterie. Der Zugriff auf diese an der hintersten und tiefsten Stelle des Gepäckfachs ist alles andere als servicefreundlich. Dazu kommt eine Verschraubung der Abdeckfläche, die für mich nicht bedienbar ist. Ich bekomme am Ende eine Schraube befestigt, mehr nicht. Es reicht, aber... (Aber wer BMW gefahren ist, ist Kummer an dieser Stelle gewohnt.)

 
Schön wäre es, wenn HONDA für ein in Deutschland zugelassenes und einstellbares Dämpferpaket sorgen würde, welches auch bezahlbar(!) wäre.

Eine Scheinwerfereinstellung wäre für Folgemodelle mehr als nur zu empfehlen.
 
Schön wäre es, wenn HONDA – an Anlehnung an die Zubehörteile der X-ADV – zumindest seitliche Windabweiser und Vergrößerungen der Handschützer anbieten würde. Scheiben bieten die Zubehörhändler.
 


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