HONDA ADV 350 - ein neuer Lack

Der Allrounddilettant


ADV 350 - Frisch gestrichen

HONDA ADV 350 - ein neuer Lack

So. Es ist vollbracht, alles ist wieder an seinem Platz.


Was ist passiert?
 
Im Herbst 2022 gibt es keine Auswahl der ADV 350 in den Honda-Shops. Die (oder den) ADV, den ich noch ergattern konnte, hat die Farbe
Matt Carbonium Gray Metallic. Auf den Bildern der Webseiten sieht das Ganze noch relativ 2-farbig aus, in natura.... ich empfinde es als komplett dunkelgrau. Es wird Viele geben, den es gefällt. Ich tu´ mich schwer.


So reift der Gedanke, die Zweifarbigkeit wieder etwas herzustellen und die graufarbigen Teile der Verkleidung mit etwas Kontrast zu versorgen. Angestiftet hat mich da eine Foto einer X-ADV, die in einem Beige/Schwarz(Grau) daher kommt. Gesagt – getan...Noch nicht ganz.


Ankunft



Der freundliche Honda-Händler wollte keinerlei Infos über die Demontage der Verkleidung herausrücken. „Das möchte der Hersteller nicht.“ Eine etwas – äh – merkwürdige Feststellung. Ich möchte eigentlich auch keine 500 km fahren um ein Honda-Produkt zu erwerben. Das sollte ja auch irgendwie kundenfreundlicher gehen…


Aber das hat der Händler wohl die Rechnung ohne den Hersteller gemacht, der sich da – zumindest an dieser Stelle – dann ins eigene Fleisch schneidet: die Anbauanleitung von Heizgriffen ist, was die Demontage der Verkleidung angeht, noch weitreichender, als zum Strippen der ADV für einen Lackwechsel nötig ist. (An dieser Stelle möchte ich jetzt nicht kommentieren, dass für Heizgriffmontage das Zerlegen einer kompletten Rollerhälfte nötig ist. That´s Honda, das war schon bei der Goldwing so.)


Also dann, los geht’s.
 

Ums etwas übersichtlicher zu machen benutze ich zur Markierung von Spreiznieten und Schrauben aller Art auf den Fotos:

rote   -->  für Schrauben

blaue --> für Nieten

Und damit klar ist welche Teile ich meine...


Manche Fotos sind auch schon in der lackierten Version, man erkennt die Schrauben und Clips besser.


Es gibt Gummi/Plastikmatten, die geprägte Mulden haben, in denen man sortierte Teile ablegen kann. Vom Namen her taucht dann oft etwas mit „Organizer“ auf. Und da das so toll klingt, kosten sie auch imo überdurchschnittlich. Sowas habe ich nicht gehabt, ich habe die Schrauben/Clipse eines abgebauten Teils in ein Stück Papier gewickelt und vor Vermischung geschützt geparkt. Wer hat kann auch eine leeren Sortimentskasten nehmen. Oder Marmeladengläser. Oder… Beschriftung nicht vergessen.
Ansonsten wird es sehr schwer nach Tagen beim Zusammenbau die richtigen Teile für die richtigen Stelle zu wählen.


Der Einfachheit halber fange ich mal am Heck an, und zwar bei den Haltegriffen. Die sind fix entfernt, eine 10ner Nuss und ab damit. Und wo man schon mal am Ende schraubt kann man auch gleich die Heckabdeckung entfernen (2 schwarze Kreuzschlitzschrauben).

Dann geht’s auch schon an das erste HighLight, dem Einsatz unter der Sitzbank.

Zuerst muss der Batteriedeckel (3 Schrauben) und die Werkzeugnische weg (2 Spreiznieten, ich werde sie ab jetzt nur „Clips“ nennen). 8 Schrauben und 4 Clipse halten den Einsatz. Besonders versteckt ist der Clip in der Öffnung hinter der Werkzeugeinbuchtung.

Dann kann der Einsatz herausgenommen werden. Etwas hinderlich bei der ganzen Aktion ist die nicht demontierte Sitzbank. Und dann bietet sich schon ein für mich unerwarteter Anblick...


So sauber werde ich den Motor wohl nie wieder sehen.



Wer die Sitzbank entfernen möchte hat mit gut "versteckten" Schrauben zu kämpfen.

Spreiznieten sind eigentlich eine tolle Erfindung, sie sind wiederverwendbar. Man drückt den Mittelpunkt der Niete ein (wenn das Radio nicht zu laut und die Beleuchtung nicht zu dunkel ist kann man es sehen und hören) und kann dann die Niete nach außen herausnehmen. Man muss nur das Gefühl für den ersten Druck bekommen. Bei mir war es bei der ersten Niete etwas zu viel des Drucks – und schon war der Stift durchgedrückt und im Nirwana des Untergrundes verschwunden. Schschsch… ade, denn darunter befindet sich der Motor. Sehr zerklüftet, bei Benutzung sehr heiß, nicht sehr gut für gefallenen Plastikpinne…
Ich habe Glück gehabt, der Stift war unter Kabeln und Schläuchen noch zu sehen und konnte gerettet werden.


Es macht Sinn, den Motor in dieser Phase (eher geht es leider nicht) mit einem Tuch o. Ä. abzudecken, damit fallende Kleinteile wenigsten zu Rand geleitet werden.


Warum ein derartiger Aufwand für die Befestigung der Wanne nötig scheint, hat sich mir nicht ganz erschlossen. Die Konkurrenz schafft das ganz ohne, 4 Schrauben und 2 Clipse hätten es auch getan. (Ich erinnere mich schwach, das Innenteil des TC-Deckels der Goldwing war mit 15 (mindestens) Schrauben befestigt. Oh, ich schweife wieder ab…)

Die Befestigung der äußeren Verkleidungsteile ist davon jedenfalls nicht betroffen.



Der 2. Höhepunkt sind die beiden Seitenteile am Heck. Auch hier eine bunte Mischung von Schrauben und Clips(en).
Aufgrund div. Einbauteile können die Verschraubungen im Zentrum der Verkleidung zwischen den Seiten etwas abweichen.

Die abzunehmende Verkleidung ist am oberen Rand in eine graue Umrandung des Motorraumes fest eingesteckt. Bei meiner Grau-in-Grau-Lackierung ist das fast gar nicht aufgefallen. Diese zu trennen ist etwas „tricky“. Entweder man hat sehr kräftige Fingernägel oder man benutzt vorsichtig ein Werkzeug um einen Spalt zu erzeugen, in den man z. B. einen Kunststoff-“Keil“ einschieben kann. Diese Dinger gibt es als Set zur Entfernung/Öffnung von Kfz-Innenverkleidungen oder auch als Beigabe zu einem Set Spreiznieten. Diese sind dann aber evtl. zu klein. Wenn man nun vorsichtig die Hebelwirkung des „Keils“ in Anspruch nimmt knackt und knirscht es deutlich, also sehr behutsam werkeln. Aber dann ist es doch geschafft. Hoffentlich ohne große Verluste an Klammern und Haken.


Pause.


Jetzt geht’s vorne weiter, zuerst werden die Seitenkappen entfernt, jeweils 1 Schraube.

Das war doch mal einfach.


Auch die unteren Seitenteile vorn halten nur 2 Schrauben, kann das Teil oben ausgehakt werden.


Kommen wir zum größten und verwinkeltstem Teil. Wieder 1 Schraube und 1 Clips unten und 2 Clipse oben. Und nicht bewegt sich. Was vergessen, übersehen? Man fasst oben an, versucht das Teil zu schieben… nichts.


  • Ok, dann mal vorsichtig an der untersten Kante angefasst und unterhalb des Kunststoffs vorgetastet. Klack. Da hat sich was gelöst. Noch mal KLACK. Jetzt kann man besser dahinter greifen und ziehen. Und plötzlich klackt es ein paar mal schnell hintereinander und die komplette Seiten hängt nur noch an einen kleinen Stück am oberen Rand und dem Kabel zum Blinker. Hier sind div. Klemmpunkte über die ganze Seite der Verkleidung verteilt, auf den Fotos sieht man die blauen Schoner der Kunststoffzapfen.


    Ich habe gerade gemerkt, dass von Aus- bzw. Einbau des Handschuhfachdeckels keine Bilder vorhanden sind. Das ist aber auch nicht wirklich schlimm, da gibt es nichts Geheimnisvolles, nur drei kleine Schrauben, also selbsterklärend.


    Der Stecker zum Blinker ist in einer Gummitülle versteckt. Ist er gelöst kann man die Halteschraube des Blinkers herausdrehen. Keine Angst, der Blinker fällt noch lange nicht ab. In der Gummidichtung steckt noch eine Kunststoffteil, welches a) die gerade gelöste Schraube und b) das Kabel durchs Gummi führt. Dieses Ding sitzt spack im Gummi. Ich habe es herausbekommen, indem ich es so nach außen gedrückt habe, als ob ich das ganze Gummi MIT dem Plastikteil rausdrücken wollte (was aber nicht klappt). Ist das Gummi etwas nach außen gedrückt gibt es eine kleine Spalte zwischen der Führung und dem Gummi. Hier kann man jetzt die Führung packen und nach Innen herausziehen.
    Der Rest ist dann kein Geheimnis mehr. Auf dem Foto habe ich die Teile nebeneinander angeordnet, die rote Linie soll die Verkleidung andeuten.


    Bleibt noch die Abdeckung rund um den Drehknopf. Eine Schraube links, eine rechts und das Bauteil kann nach oben abgehoben werden. So sehen es die Kunststoffwinkel vor.


    Und – last but not least – die vordere Reifenabdeckung.


    Das ist wieder so ein HONDA-Ding.
    Das Entfernen der seitlichen Verschraubungen reicht nicht, um die Abdeckung auszubauen. Um den Schutz abzunehmen müsste man das Rad ausbauen. Dazu habe ich aber nun wirklich keine Lust mehr, also muss der Schutz vor Ort geteilt werden.
    4 Schrauben sind es nur, aber die haben es in sich. Sehr schwergängig und sehr schlecht zu erreichen, zwischen Reifen und Schutz“blech“. (Bei BMW wäre es 2 Schrauben von außen gewesen…)


    Jetzt steht dem Farbwechsel nichts mehr im Wege.


    Der Ein/Rückbau erweist sich als einfacher als gedacht. Bei den Schrauben waren die Schraublöcher ja schon vorhanden und so liessen sie sich fast überall besser einschrauben als vorher abschrauben. Dies vereinfachte spürbar die Montage des lackierten Teils der Vorderradabdeckung.
     
    Beim Einbau der „Haube“ am Drehknopf ist Vorsicht geboten, hier liegen die Verschraubungen im Sichtbereich und bei dem noch relativ frischem Lack kann die letzte Umdrehung zu sichtbaren Spuren führen.


    Für die richtige Reihenfolge des Einbaus (beim Ausbau ist mir das nicht aufgefallen) sollten jetzt Seitenteile unterhalb des Durchstiegs montiert werden, danach erst die großen Seitenteile links und rechts vorn. Diese erschienen mir problematisch, da hier nur wenig Schrauben und Klipse verbaut waren. Haken und Führungen an den Teilen schienen gegenläufig zu bewegen zu sein. Oben wird eingefädelt und nach vorn geschoben unten wird anders eingehakt und in der Mitte beult sich das Ganze aus. 
    Also noch mal alles raus und von vorn und oben angefangen. Oben zwischen Windschutz und Leuchten eingefädelt, dann Richtung Lenker vorarbeiten. Drücken, schieben und wenn nichts mehr zu gehen scheint, ein beherzter Klaps auf den Kunststoff. Es rastet ein und das erste Drittel sitzt. Mittig und am unteren Ende funktioniert das genauso, wobei in der Mitte kräftigere „Schläge“ mit dem Handballen nötig sind, da hier die Mehrzahl der Spangen sitzen. 
    Am Übergang zum schon montierten Zwischenstück ist bei der neuen Lackierung Vorsicht angesagt, da sich hier die Bauteile überlappen und Kratzer passieren könnten.


    Die Verschraubungen und Verclipsungen sollten kein Problem sein.


    Vor dem Einbau der hinteren Seitenteile sollte man sie diese nochmals sehr ausführlich von Innen ansehen, da sieht man dann die Schraubenlöcher noch mal in aller Deutlichkeit und findet sie im angehängten Zustand und im Halbdunkel unter der Sitzbank wesentlich besser. Irgendwann waren dann noch immer 2 Schrauben übrig und keine Löcher mehr zu sehen. Sie waren natürlich noch da, gut versteckt hinter – oder besser unter - einem Rahmenrohr.


    Nach dem Einlegen des Gepäckeinsatzes schien dieser auf einmal auch nicht mehr zu passen. Er lag einfach nicht richtig auf. Es dauerte einen Augenblick… Ja klar, er musste unter die seitlichen Bauteile, das sind zwar nur ein paar Millimeter, aber es reichte.

    Dann alle verschrauben, den Clips im Seitenfach nicht vergessen, und fertig. Ja beinahe.

    

    Der Auspuff hat ja auch noch seine helle Seite. Diese wird mit temperaturbeständigem Mattlack ge/besprüht. Da braucht es nicht unbedingt einen Lackierer. Eine Schraube für die Abdeckung, zwei Schrauben für das "Chrome"-Teil...

    Die Abdeckung des Batteriefachs sträubt sich vehement mehr als eine Schraube aufzunehmen. Keine Ahnung woran es liegt. Ich habe dann versucht ein Schraubgewinde etwas zu verschieben. Das war ein Fehler, es handelt sich hier nicht nur um eine Spange mit Schraubgewinde, nein, diese Spange hält eine Mutter. Und ehe man sich versieht rutscht die Spange von der Halterung und ist inklusive Mutter im Hades des Untergrundes verschwunden. So wie es sich angehört hat liegt sie nun auf dem Tank. Da komme ich jetzt nicht heran, da muss bei der 1. Wartung dann eine neue Mutter mit Spange her.



    So sieht das dann am Ende aus. Bei dem Sauwetter z. Z. muss dieses Foto erst einmal reichen.

    Die RAL-Palette hat da viele Varianten im Köcher, es muss ja nicht „Elfenbein“ sein.


    Ob die Teile nun wirklich lackiert waren oder es sich um eine gute Oberflächenbearbeitung bei der Kunststoffformung gehandelt hat, konnte ich nicht erkennen. Auch die silberfarbene Abdeckung des Auspuffs ist durchgefärbtes Plastik. Die Sprühdosenlackierung mit hitzefestem Mattlack fügt sich harmonisch ist das Gesamtgefüge ein.
    Entgegen den werkseitigen Farbgebungen habe ich die Haltegriff nicht lackieren lassen. Hell lackierte Griffe hätten über kurz oder lang bestimmt nicht mehr "hell" ausgesehen.


    Es liegt offensichtlich in der „Natur“ von Honda Dinge kompliziert zu machen. Vielleicht hängt es mit der japanischen Mentalität zusammen, oder dass nur „schwierige“ Dinge wirklich gute sind. Anders sind die Modell übergreifenden Schraubenorgien nicht zu verstehen.
    Zu vermuten ist, dass dererlei Spielereien sich auch in den Servicerechnungen widerspiegeln.
     

    Dagegen spricht dann allerdings, dass die Schweißnähte im Motorraum nach 3 Std. Frischluft bereits Rostansätze zeigen. Klar, das ist alles nur minimal, das kann man alles mit einem Pinsel „Hammerite“ überpinseln, aber wo sich weitere braune Spuren überall niedergelassen haben sieht man (ich) nicht. Sie sind noch zart und es mag auch sein, dass sie harmlos sind, nur mal eben wegwischen lassen sie sich aber auch nicht.


    Da war noch was… Der Umgang mit den Soziafußrasten… Ja am Ende das Tages ist dann aufgefallen, dass diese ja auch noch in Alufarbe funkeln. Die wollte ich noch schnell abmontieren um auch sie Schwarz pulvern zu lassen. Da ist ja nur eine Schraube und dann kann man die doch rausnehmen. Oder? Oder doch nicht?


    Nee, klar. Die Schraube war nur wieder eine der Verkleidungshaltepunkte. Die Raste zu entfernen ist viel einfacher: den Splint unten entfernen und den Stift nach oben drücken.

    Jaaa, ja wäre da nicht die Verkleidungsteile mit der größten Schraubendichte im Weg. Der Stift lässt sich nicht nach oben schieben…. da ist jede Menge Plastik im Weg. Da habe ich nun erst einmal keinen Bock drauf wieder alles los zu schrauben...


    Bleiben wir gespannt...


    Ach so, ja, Kühlwasser könnte auf der rechten Seite hinter dem unteren Seitenteil eingefüllt werden.
    Aber das ist - lt. Aussage des Freundlichen - nie nötig.

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