Der Allrounddilettant


Reise Bretagne

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Die Bretagne

Wie an andere Stelle schon einmal bemerkt, war dies nicht unser erster Aufenthalt in der Bretagne. Vor ca. 10 Jahren waren wir das letzte Mal hier und manches hat sich geändert. So ist es auf dem Zöllnerpfad an der Cote du Rose Granit heute nicht mehr erlaubt, auf eigene Faust die Felsen zu erkunden. Wo wir damals "querbeet" von Stein zu Stein wanderten, wird heute der Besucher auf festgelegten Wegen geführt. Dies ähnelt bisweilen einem Herdenauftrieb, ermöglicht aber der Vegetation sich flächendeckend wieder zu entfalten.


Ob mit der Verschiebung der Parkplätze und der "Einkaufsstraße" am Point du Raz um ca. 1 km nach hinten der gleiche Erfolg zu vermerken sein wird, wird sich erst noch zeigen müssen. Zwar ist die alte Parkplatzbrache inzwischen überwachsen, jedoch führt das praktizierte Klettern vieler Besucher bis in die äußerste Ecke des Point die Bemühungen ad absurdum. 


'Amoco Cadiz' und 'Erika' sind aus den Touristenköpfen verschwunden. Nur an engen und schwer zu erreichenden Stellen der Küsten finden sich noch sichtbare Zeichen der schwersten Ölkatastrophen der Bretagne. Aber allzu tief sollte man nicht graben, denn unter 10 cm goldgelben Sandstrand kommt bisweilen dann doch noch grauer Sand mit Ölsprenkeln hervor. Im Wasser dagegen scheint die Welt wieder in Ordnung. Viel Leben ist zu sehen, nicht nur für die zahlreichen Taucher. Viele Sorten von Muschel und Schnecken, div. Arten von Seetang - von flauschig in hellgrün bis lederartig in transparent und braun, von zierlich bis meterlang - hier ist alles wieder vorhanden. Wer bei Ebbe durch die nun wasserlosen Buchten klettert, findet in vielen Nischen und Tümpeln Fische und Krebse. Selbst an der Kaimauer von La Trinité lachen die größten Fische die Angler aus. 


Im Inneren ist die Bretagne ein Agrarland mit vermutlich den gleichen Gefahren (Überdüngung ect.) wie überall in Europa. Aber hier werden Kläranlagen gebaut, welche das schon aufbereitete Wasser noch bis zur nächsten Ebbe festhalten, bevor es dann aus Pipelines weit vor der Küste abgelassen wird.


Dies ist wohl nicht nur Selbstschutz (mutierte Monsterschnecken oder Muscheln auf dem Speiseplan würden sicher zuerst die Bretonen selbst treffen) sondern mit den Unglücken der 'Amoco Cadiz' und 'Erika' hat der Umweltschutz in der Bretagne einen Stellenwert erhalten, der auch anderen Teilen Frankreichs zum Vorteil gereichen würde. 

Die Muscheljagd

Bei Muscheln von „jagen“ zu sprechen, lässt zunächst sicher erst einmal ein mitleidiges Lächeln entstehen, doch wer schon einmal Sandklaffmuscheln gesucht hat, wird diesen Begriff nicht ganz falsch finden. 


Die Stunde des Jägers kommt, wenn der Koeffizient große Tiden ankündigt. Denn dort, wo nicht bei jeder Ebbe das Land zu betreten ist, liegt die Heimat der Sandklaffmuscheln. Ausgerüstet mit Eimern und etwas Trinkbarem machten wir uns auf den Weg. Die Muscheln leben bis zu ca. 30 cm unter dem Meeresgrund und sind über einen entsprechend langen Schlauch mit dem Meeresboden „verbunden“. Über diesen Schlauch wird Seewasser eingesaugt und die Nährstoffe aufgenommen. Tritt man nun feste auf den Boden (böse Zungen behaupten dies sei die Grundlage aller Bretonischen Tänze) und die Muschel spürt den Druck, zieht sie den Schlauch ein. Ein Wasserspritzer und ein anschließendes Loch im Boden ist dann sichtbar. 

Jetzt ist Arbeit für den Sammler angesagt. Schnell muss um das Loch gegraben werden, denn die Muscheln haben die Fähigkeit sich tiefer oder aber auch zur Seite weiter einzugraben. Für den Jäger ist Vorsicht geboten, denn die senkrecht im Sand steckenden Muscheln können sehr scharf sein und unangenehme Schnittwunden verursachen. 


Wir haben den Einsatz von schwerem Gerät (Grabegabeln o. ä.) zum ausgraben abgelehnt, die Muschel soll auch ihre Chance haben. 


Hat man genug Muscheln "gefangen", werden diese für 24 Stunden in einem Eimer mit Meerwasser ruhen gelassen. Das Wasser sollte mehrfach gewechselt werden, damit es nicht zu warm wird. In dieser Ruhephase fahren die Muscheln ihren Schlauch wieder aus und spülen kräftig Wasser durch ihren Körper. Immer wieder sieht man, wie Spritzer 50 – 60 cm aus dem Eimer kommen. 



Das Menue

Die Zubereitung der Muscheln ist denkbar einfach: sie werden gekocht. Um keine toten Tiere mit zu verwenden werden sie vor dem Kochen kurz an der seitlichen Muskulatur berührt. Dabei ziehen sie sich wieder etwas in Gehäuse zurück und ein Wasserstrahl wird abgegeben. Das ist das beste Zeichen, dass sie noch leben. Wenn das Wasser sprudelnd kocht, werden sie 3 – 5 Minuten ins Wasser gelegt. Anschließend werden sie geöffnet. Zur Verwendung und somit zum Verzehr kommt nur der Schalenmuskel und der Schlauchmuskel. 

Während der Schalenmuskel einfach abgeschnitten werden kann, ist beim Schlauchmuskel etwas mehr Arbeit erforderlich. 

Dem von der Muschel abgetrennten Stück wird auch am anderen Ende die Spitze abgeschnitten. 

Danach muss eine mehr oder weniger transparente Haut vom Muskel entfernt werden. 

Jetzt noch in dünne Streifen schneiden, fertig. Wer so ein Stück jetzt probiert, wird sicherlich Ähnlichkeit mit Tintenfischringen feststellen, allerdings ist das Muschelfleisch nicht so „gummiartig“. 

Hier kann schon probiert werden... 

Wir servieren die Ringe im Gemüseeintopf. Dazu wird Gemüse (in unserem Fall Möhren, weiße Rüben, Zucchini, Zwiebeln,  Pilze)  klein geschnitten und mit Knoblauch in Öl angebraten. Anschließend  einen guten Schuss Weißwein mit dem Estragon in einen großen Topf geben und erhitzen, die angegarten Gemüsestücke hinzugeben, mit Salz, Pfeffer  und „Herbes de Pécheur“ (getrocknete Algen) abschmecken, die Muschelringe hinzufügen und nochmals  erwärmen. 

Ganz besondere "Kräuter"... 


Damit hätten wir dann auch dem Übergang zum Markt...

Bretonischer Markt

Zu jedem Urlaub gehört auch der Besuch eines örtlichen Marktes. Hier findet noch Leben pur statt, abseits der in Folien verpackten Sterilität von Intermarché oder Leclerc, die fast alle kleinen örtlichen Läden verschwinden ließen. Das Angebot unterscheidet sich in in den Jahreszeiten, in den Sommermonaten findet sich natürlich auch viel touristischer Nippes auf den Märkten. Trotzdem lohnt ein Besuch. Und Zeit sollte man mitbringen... 

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